Ich arbeite ganzheitlich – Was bedeutet das? Teil 2

Als Heilpraktikerin für Psychotherapie habe ich entschlossen, mich nicht auf eine einzige Methode zu spezialisieren (was bei vielen (kassenzugelassenen) psychologischen Psychotherapeuten mit z.B. kognitiver Verhaltenstherapie der Fall ist), sondern ganzheitlich zu arbeiten. Was bedeutet das genau?

Ich arbeite gerne mit Bildern und Beispielen. Ich finde, es macht es einfacher zu verstehen, was ich meine.

Eine Person, sagen wir mal Mitte 30, kommt z.B. mit starken Angstsymptomen zu mir, die erst vor ein paar Monaten aufgetreten sind. Angst bei manchen, spezifischen Aktivitäten (z.B. Autofahren), erhöhter Puls, wenig Appetit bis hin zu häufigen Übelkeitsgefühlen, schlechte Schlafqualität, Grübeln, Antriebslosigkeit bei gleichzeitigen ständigen Unruhegefühlen…

In diesem Fall würde ich mir natürlich die Angst beim Autofahren genauer anschauen, aber auch die ganze Situation rundherum: was ist in den letzten Monaten passiert, was ist anders geworden? Privat, oder beruflich? Hat ein Ereignis „das Ganze“ verursacht, vielleicht indirekt? Dies kann alles Mögliche sein, von einem verschleppten Infekt bis zu einer großen Veränderung der Lebensumstände, die der Patient eigentlich als unwichtig oder nicht gravierend gesehen hat, wie z.B. der Anfang der Berufstätigkeit, der Abschluss einer Zusatzausbildung mit einem großen Lernpensum, oder ein Jobwechsel, ein Umzug, ein Krankheits- oder gar Todesfall im nähen sozialen Umfeld, oder eine Situation, die sich nah am Mobbing angefühlt hat…

Anhand eines Anamnesefragebogens und gezielten Fragen ist es möglich der gesamten Situation nach und nach näher zu kommen.

Wenn eine Person z.B. nachvollziehen kann, dass ihr Körper nicht „einfach so“ „spinnt“, dass kein Verlass mehr auf ihn ist (was sich bei Panikattacken wirklich so anfühlt, viele empfinden echte Todesangst!), sondern dass der Körper auf einen besonderen Umstand reagiert hat, ist es sehr beruhigend. Oft werden ärztliche Untersuchungen durchgeführt, um abzuklären, ob organisch alles OK ist. Ab diesem Zeitpunkt ist es dann auch möglich an der Situation, oder an der Perspektive was zu ändern, und recht schnell kann sich der Körper beruhigen, entspannen, die Symptomatik kann nach und nach verschwinden, und möglicherweise nie wieder auftreten!

Dazu sind verschiedene weitere Aspekte wichtig, wie das Erlernen einfacher aber sehr wirksamer Instrumenten, wenn eine kritische Situation wieder kommt, wie zum Beispiel Atemübungen, einfache Entspannungstechniken, die jeder ganz leicht in seinem Leben integrieren kann, Körperübungen, die es einen ermöglichen, „raus aus dem Kopf, zurück in den Körper“ zu kommen.

Öfters spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle in meiner Arbeit.  Ob es sich um emotionales Essen, um Depression oder andere Probleme wie chronische Schmerzen, Entzündungen oder Energielosigkeit handelt, kann über die Ernährung viel erreicht werden. Es ist ein zusätzlicher Baustein. Das bedeutet natürlich nicht Diät halten oder auf Lieblingsspeisen zu verzichten. Unser Körper und unsere Gesundheit sollten es uns wert sein, dass wir überhaupt anschauen, was wir unserem Körper zufügen, vor allem wenn irgendwas gerade nicht in Ordnung ist. „Unser Körper ist unser Zuhause in diesem Leben“. Und so wie wir mit unserem Haus, unserer Wohnung umgehen, es regelmäßig reinigen, lüften, streichen, dekorieren usw., warum sollten wir uns nicht gut, bzw. nach und nach besser, um unseren Körper kümmern?

Also wie Sie sehen ist der Rahmen sehr groß, viele Aspekte sind wichtig und interagieren mit einander.

Es ist ein bisschen wie sich auf eine Reise begeben. Wir starten am Herkunftshafen (Krise, Beschwerden/Symptome, das Gefühl, so kann es nicht mehr weiter gehen) und reisen, je nachdem länger oder nur für ein paar Stunden zusammen, bis zum Zielhafen, wo Sie sagen, ja, „hier fühlt es sich gut an. Ich bin ein ganzes Stück gereist, habe viel gelernt (über mich), habe viele neue Eindrücke gewonnen, Methoden und Werkzeuge gelernt, und kann, möchte jetzt alleine weiterreisen.“

Noch kurz zum Schluss: Manche fragen mich, was ich, als Therapeutin, über ihre Situation denke und wie sie handeln sollten.
Meine Antwort besteht dann stets aus Fragen, bis sie selber die Antwort finden…
Nur eine Veränderung, die von innen, von einem Selbst kommt, hat eine Chance wirklich und dauerhaft Verbesserung zu bringen.

Ich wünsche Ihnen schöne Sommertage!

Alles Gute und Liebe, Ihre Annick Walz